Historie

Entwicklung der Pferdezucht in der Artlenburger Elbmarsch

Im Lüneburger Raum und speziell im Gebiet der Artlenburger Elbmarsch hat die Zucht des edlen Pferdes alte Tradition. Die staatlichen Deckstationen Brietlingen und Hohnstorf sind nachweislich seit 1816 – zum Wiederbeginn der staatlich geförderten Pferdezucht nach den napoleonischen Kriegen – mit königlichen Beschälern besetzt worden.

Die Pferdezucht im Lüneburger Raum war ebenso wie die im Verdener Gebiet seit Beginn der staatlichen Förderung durch Gründung des Hengstgestütes Celle auf einen edleren und leichteren Typ ausgerichtet. Im Vorwort des zweiten Bandes des Hannoverschen Stutbuches von 1896 erwähnte der damalige Vorsitzende der Stutbuchkommission, Freiherr von Troschke, besonders die „Elbgegenden im Fürstentum Lüneburg“, wobei die Stationen Brackede, Hohnstorf, Brietlingen und Handorf als sogenannte „Marstallstationen“ aufgeführt sind.

Diese Stationen wurden 1816 bis 1839 nicht mit Celler Landbeschälern, sondern mit den der Landeszucht jährlich zur Verfügung gestellten Hengsten des königlichen Marstalls besetzt. Hierbei handelt es sich meistens um leichtere Hengste mit höheren englischen und arabischen Vollblutanteilen.

Ursprünge des PZV Artlenburger Elbmarsch

Der „Pferdezuchtverein der Artlenburger Elbmarsch“ geht auf die Gründung eines „Viehzucht-Vereins“ durch Initiative und Förderung des Rittergutbesitzers Werner von Spörcken, Lüdersburg, im Jahre 1876 zurück. Qualitätserzeugung und Absatzförderung waren die beiden Aufgabengebiete des Vereins, festgelegt in den Statuten. Für alle die es interessiert, haben wir Zweck und Ziele von Damals und Heute nachfolgend nebeneinander gestellt.

Statuten 1876

1. Qualitätserzeugung durch:
a) Einführung edler Zuchttiere
b) Fachvorträge und gegenseitige Mitteilung von Erfahrungen aus den Versammlungen
c) Vergabe von Prämien für hervorragende Zuchttiere
d) Vergabe von Prämien für gute Haltung, Pflege und Stalleinrichtungen sowie überragenden Gesamtviehbestand eines Betriebes
e) Anlage und Führung von Herdbüchern durch den Vereinssekretär

2. Absatzförderung durch:
a) Regelmäßige Durchführung von Auktionen in Hohnstorf oder anderen Orten
(in Folge ohne Pferdebezug)

Vereinszweck Heute*

Zuchtziel: Hannoveraner als Rasse, die f.d. Reitsport besonders geeignet ist. Angestrebte Eigenschaften: Rittigkeit, Erscheinungsbild, Bewegungsablauf, Springveranlagung und Gesundheit als Leistungs- und Freizeitpferd.

Vereinszweck und Zuchtziel sollen insbes. erreicht werden durch:
a) den Zusammenschluss der Züchter des Hannoveraners
b) die Unterstützung der Zuchtmaßnahmen des „Hannoveraner Verbandes e.V.“, Verden
c) die Veranstaltung und Beschickung von Ausstellungen, Schauen und Stutenleistungsprüfungen
e) Organisation und Fortbildungsmaßnahmen

(*gekürzter Satzungsauszug)

Gründer u. langjähriger Vorsitzender (1876-1899):
Baron Werner von Spörcken, Lüdersburg

Wer mehr zu Werner von Spörcken und der Gemarkung Lüdersburg erfahren möchte findet viel Wissenswertes in der wunderbar von Werner Schröder zusammengestellten Dorfchronik Lüdersburg.

Aus der Vereinsgeschichte

Die ersten 100 Jahre

  • ab 1877 Hohnstorfer Füllenauktion, Forderung nachgewiesener Abstammung von „Königlichen Beschälern“, Anlegung eines Herdbuches für Pferde
  • 1937 ausschließliche Wahrnehmung der Belange der Pferdezucht und Umbenennung in „Pferdezuchtverein der Artlenburger Elbmarsch und Umgebung“
  • seit 1956 Einführung einer Fohlenschau als Ersatz der seit 1950 nicht mehr stattfindenden Fohlenauktion. Fohlenschauen nach diesem Vorbild wurden seitdem von vielen Pferdezuchtvereinen des Hannoverschen Zuchtgebietes durchgeführt.
  • 1976 feiert der PZV der Artlenburger Elbmarsch sein 100jähriges Bestehen. Eine umfangreiche Festschrift wird von Dr. Klaus Breithaupt sowie Renate und Rainer Kiel erstellt.
  •  1977 werden auf der Stutenschau einschließlich Stutbuchaufnahme in Hohnstorf 150 Stuten vorgestellt.

Die 1980er

  • 1980 erhält Günter Kötter vom Vereinsvorstand den Auftrag, den Absatz von Zucht- und Reitpferden für seine Mitglieder zu organisieren.
  • 1985 wird der erste Verkaufstag Lüneburger Pferde erfolgreich in der Halle des Reit- und Fahrvereins Scharnebeck abgehalten. Über 800 Besucher und gute Verkaufsergebnisse werden registriert.
  • Am 2. Mai 1985 findet für 20 Stuten die erste Zuchtstutenprüfung des Hannoverschen Verbandes in Brietlingen statt.
  • 1986 wird „Mr. T“ aus der Zucht von Theodor Soetebeer, Garlstorf in Aachen unter der Kanadiererin Gail Greenough Springweltmeister

Die 1990er

  • 1990 schließen sich die Pferdezuchtvereine Artlenburger Elbmarsch, Luhmühlen und Winsen zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammen. Man einigt sich über den künftigen Standort der zentralen Besamungsstation in Roydorf.
  • 1991 feiert die Hengststation Hohnstorf 175 jähriges Bestehen. Gleichzeitig wird der Um- und Ausbau zur modernen Deck- und Besamungsstation mit Boxen für Gaststuten eingeweiht.
  • 1992 wird am 20. Juni in Luhmühlen und Scharnebeck eine gemeinsame Fohlenschau für die Arbeitsgemeinschaft Lüneburg Nord mit Nachzuchtbesichtigung veranstaltet. 170 Fohlen werden vorgestellt. Desweiteren nehmen Hohnstorfer Züchter an der Luhmühlener Fohlenauktion teil.

Die 2000er

  • 2002 Ankauf des heutigen Vereinsgeländes inkl. der Henry-Ohltmann-Halle in Hohnstorf am Eichenwäldchen für Fohlen- und Stutenschauen sowie Turnierveranstaltungen des RV Elbtalaue. Initiiert wurde der Erwerb durch Johannes Hilmer und Jürgen Kötter.
  • 2014 Gründung der Vermarktungsorganisation „Pferde der Elbmarsch“
  • 2021 St.Pr.St. Coletha (von Contendro/Singular Joter) aus der Zucht von Egon Schröder wird Hannoveraner Stute des Jahres
  • 2026 150jähriges Vereinsjubiläum

Denkmal Baron Werner von Spörken am Artlenburger Elbdeich.
Foto von I, DorisAntony, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=2296580

Fohlenauktion in Hohnstorf 1935, seiner Zeit in der Bedeutung mit den heutigen Verdener Auktionen vergleichbar.

Pik As xx, geb. 1949, v. Abendfrieden xx im Alter von 18 Jahren. Pik As xx brachte Hohnstorf in der Nachkriegszeits zur heutigen Bedeutung. Er war Vater so bekannter Springpferde wie Pesgö, Porta Westfalica, Pro Domo und neben Agram, Ferdinand, Der Löwe xx und Duellant der erfolgreichste Leistungsvererber. Seine Nachkommen errangen an Geldpreisen fast 450.000 DM. Insges. 56 Auktionspferde mit z. T. Spitzenpreisen.

Mr. T unter G. Greenough, Sieger der WM Aachen 1986

St.Pr.St. Coletha, Hannoveraner Stute des Jahres 2021 mit Simon Riquiére von Hunters Studtfarm, Melanie Kosse und Züchter Egon Schröder. Foto: Juliane Fellner

Vorsitzende des Artlenburger Pferdezuchtvereins

 

 1876 – 1899 
Baron Werner von Spörcken, Lüdersburg

1899 – 1926 
Arthur Freiherr von Spörcken, Lüdersburg

1926 – 1933 
Direktor Carl Sponagel, Echem

1933 – 1938 
Friedrich Freiherr von Spörcken, Lüdersburg

1938 – 1943
Heinrich Reer, Jürgenstorf

1943 – 1950
Ernst Heitmann, Barum

1950 – 1957 
Hermann Meyer, Horburg

1957 – 1975
Paul Hermann Reinstorf, Bütlingen

1975 – 1995
Manfred Reinstorf, Bütlingen

1995 – 2012
Jürgen Kötter, Hittbergen

2012 – 2024
Herbert Vick, Tespe

seit 2024
Jens Bullmann, Hittbergen